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Agilität

2017-09-30 20:56

Was hast du getan, was willst du tun und was hindert dich?

Drei Fragen, aus dem Kontext gerissen aber doch hilfreich, wenn man sie sich mal so beantwortet. Darauf gekommen bin ich jetzt nicht in einem Ausbruch von Weisheit, sondern natürlich habe ich sie abgekupfert, aber was mich konkret im jetzigen Moment fasziniert ist der Kontext, in den ich sie gerade hineinstelle, besser gesagt die Kontexte. Kommend vom abgehobenen Hype der Industrie 4.0, Digitalisierung, agilen Entwicklung, Relativierung durch achtsame Wohldosierung bis ironisierendem Bullshit-Bingo und abschließende Erkenntnis, dass die Geschichte doch der beste Lehrer ist und eigentlich alles schon dagewesen ist und nur nochmal richtig entdeckt werden muss.

Um die Gedanken klarer zu sortieren führe ich die konzentrierte Erkenntnis mal genauer aus. Die drei Fragen kommen nicht von 2 Wachturm-Vertretern an der Haustür sondern sind Bestandeil des Daily Scrum, 15 Minuten StandUp-Meeting wo jeder im Team reihum die 3 Fragen beantwortet um das Team auf den aktuellen Stand zu bringen und die Lösung der Probleme weiter vorantreiben zu können. Im Bewusstsein, dass jeglicher Fundamentalismus immer nur eine sehr beschränkte Lösungskraft bringt, schaue ich Probleme immer in einen globalen Kontext zu setzen, pragmatische Ansätze zu verfolgen und die Komplexität zu entkoppeln. Methoden sind keine Lösung sondern nur Werkzeuge und bekanntlich kann ein Hammer wunderbar einen Nagel einschlagen, evtl. noch weitere Probleme optimal lösen, aber steht auch für das Sinnbild, dass er bei sehr vielen Problemen die suboptimale(1) Lösung ist.

Scrum ist entsprechend ein mächtiges Werkzeug um Entwicklungen agiler zu betreiben, wird als Gegenpol zum vielgescholtenen Wasserfallmodell gesehen und ist eine der aktuellen Sauen, die durchs Dorf getrieben werden. Setze ich die 2 Methoden in einen historischen Kontext, sehe ich inzwischen, dass nicht der Wasserfall träge und voll überbordender Bürokratie ist, sondern einfach die Verkalkung und der umfassende Ausbau zugeschlagen haben, denn original war auch der Wasserfall agil. Der aufmerksame Beobachter sieht auch bei Scrum das selbe Phänomen.

Nächstes Buzzword, gleiches Phänomen: Start-Ups als Gewinner der Digitalisierung und ihr Verhältnis zum traditionellen Business. Die großen Firmen halten sich ihre Inkubatoren, die “sozialen” Medien kommentieren es entsprechend lakonisch, am Ende kondensiert es sich auf die Frage wie passiert der Transfer vom Start-Up in die Organisation und skaliert es auch? Problem: entsteht nur ein Cargo-Cult oder was Nachhaltiges?

(1) nicht nur gekennzeichnete Begriffe könnten ironisch gemeint sein, i.e. “suboptimal” soll eher “schlecht” gelesen werden.